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Pressemeldungen von August 2021

Agrobusiness Niederrhein zu Besuch im Dachgewächshaus Oberhausen

Unter dem Begriff ALTMARKTgarten wurde 2019 mitten in der Einkaufszone von Oberhausen, auf dem Dach des neuen Jobcenters, ein Gewächshaus errichtet. Nach dem am Fraunhofer UMSICHT entwickelten inFARMING®-Konzept werden dort auf 1.100 m² Salate, Kräuter und Co. für den lokalen Markt produziert. Der ALTMARKTgarten dient somit der stadtnahen Lebensmittelversorgung und Forschungszwecken.

Agrobusiness Niederrhein e.V. hatte im August seine Mitglieder zu einer Besichtigung dieses Projekts eingeladen. „Diese Besichtigung wurde wegen der Corona-Pandemie lange verschoben und wir freuen uns, jetzt endlich zu dieser Präsenzveranstaltung einladen zu können“, sagt Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführerin von Agrobusiness Niederrhein. Mehr als 20 Mitglieder aus der Agrobusiness-Branche waren der Einladung gefolgt und konnten neben der Technik und den Produktionsmethoden bei strahlendem Sonnenschein auch den Ausblick auf Oberhausen genießen.

Dr. Dennis Schlehuber vom Fraunhofer UMSICHT sieht in dem Dachgewächshaus ein bisher in Deutschland einzigartiges Leuchtturmprojekt, das in erster Linie der Forschung dienen soll. Ziel ist es, Kreisläufe zwischen Gewächshaus und darunterliegenden Gebäudeeinheiten zu schließen. So wird die Raumluft der Büros in einen Teil des Gewächshauses geleitet, um so die Wärme aber auch die mit CO2 angereicherte Luft für das Wachstum der Pflanzen nutzen zu können. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie von der Stadt Oberhausen gefördert.

 

Das Gewächshaus auf dem Dach des Job-Centers in Oberhausen.

Bei der Planung des Gewächshauses wurde klar, dass dieses Projekt einfacher im Rahmen eines Neubaus zu realisieren war. Denn aufgrund unzureichender Statik oder fehlender Informationen zur Statik ist ein derartiges Vorhaben auf bestehenden Gebäuden eingeschränkt. Im Gewächshaus selber findet sich eine aus dem Gartenbau bekannte Ausstattung mit Regeltechnik, Belüftung sowie Düngemischanlage wieder, auch wenn im Vergleich zu Gartenbaubetrieben am Niederrhein in sehr kleiner Ausführung. Dieter Exner, Gärtnermeister und Geschäftsführer von EXNER Grüne Innnovationen, betreut den Anbau der gärtnerischen Kulturen im Haus. „Wer ein Gewächshaus am Boden bauen kann, der kann das auch auf dem Dach eines Gebäudes“, davon ist Exner überzeugt, „die Grundkonstruktion und die Technik unterscheiden sich nicht.“

 

 

Salatkultur auf Wasser mit Blick auf die Dächer von Oberhausen.

Exner erklärt, dass es einen Gewächshausbereich gibt, in dem vermarktungsfähige Pflanzen für den Verzehr produziert werden. Bei der Auswahl dieser Pflanzen achtet er darauf, besondere Ausführungen zu produzieren, um mit niedrigen Stückzahlen hochpreisige Nischen zu bedienen. In einem separaten Teil ist eine Klimakammer eingerichtet, die ausschließlich der Forschung dient und vom Fraunhofer UMSICHT betreut wird. Hier wird geforscht, wie man z. B. mit Grau- und Schwarzwasser oder LED-Beleuchtung das Wachstum beeinflussen kann. Darüber hinaus sollen neue Eindeckungsmaterialen getestet werden, deren Ergebnisse auch für den bodennahen Gartenbau neue Erkenntnisse bringen können.

 

Dieter Exner präsentiert die Salatkultur auf Wasser

 

Bei der Produktion in der Stadt treten auf der einen Seite Probleme auf wie in ländlichen Regionen. Exner erklärt, dass die bekannten Schädlinge ihren Weg auch bis in den 5. Stock des Gebäudes finden. Als Kontrollmittel wird dann, soweit möglich, auf den Nützlingseinsatz gesetzt. Darüber hinaus kommen andere Herausforderungen dazu, etwa Anwohner, die sich von einer Pflanzenbeleuchtung in der dunklen Tageszeit aus dem Gewächshaus gestört fühlen. Ein wichtiger Aspekt des ALTMARKTgartens ist die Öffentlichkeitsarbeit. Nach den Einschränkungen während der Corona-Zeit kommen jetzt auch immer häufiger Schulklassen und Kindergärten zu Besuch, um einen Eindruck von der Nahrungsmittelproduktion in dem Gewächshaus zu gewinnen.

Die Besucher, die von Agrobusiness Niederrhein zur Besichtigung des Gewächshauses eingeladen waren, schauten natürlich mit gärtnerischer Fachkompetenz auf die Anbauverfahren und auf die technische Ausstattung. In der Produktionsweise wurde übereinstimmend keine Konkurrenz zur Landwirtschaft und dem Gartenbau gesehen, sondern eher eine Ergänzung, die auch zukünftig ein Nischenprodukt sein wird. Dr. Schirocki hält den fachlichen Austausch und die enge Zusammenarbeit auch zur Gartenbaubranche für äußerst wichtig und bot Agrobusiness Niederrhein e.V. als Plattform für diesen Austausch an.