Eine grün-rot-gelbe Fläche aus Salatköpfen begrüßt die Besucher, wenn sie das Gewächshaus von Brimmers Salatkulturen in Straelen betreten. Mehrere Salatköpfe stehen auf einer Platte, die im Wasser schwimmt. Durch die Löcher in der Platte gehen die Wurzeln direkt ins Wasser, aus dem sie die Nährstoffe ziehen. „Die Pflanzen brauchen im Sommer fünf und im Winter sechs Wochen von der Pflanzung bis zur Ernte“, erklärt Heinrich Bimmers, „und dann bekommt der Verbraucher einen Salatkopf mit Wurzeln, den er sich in ein Wasserglas oder mit Verpackung in den Kühlschrank stellen kann“. Der Salat als lebende Pflanze hält länger frisch und ist so ein hochwertiges Produkt aus der Region.
Es stehen bis zu drei unterschiedliche Salatpflanzen in einem Topf. Dabei kommen mehrere Farben zusammen. Das sieht attraktiv aus und bringt geschmackliche Abwechslung für den Kunden. Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführerin von Agrobusiness Niederrhein e.V., Uwe Bons von der Stadt Straelen und Lukas Kahlau, von Agrobusiness Niederrhein e.V. besuchten die Familie Brimmers und informierten sich über das moderne Anbausystem. Der Betrieb Brimmers Salatkulturen ist seit vielen Jahren Mitglied im Netzwerk Agrobusiness Niederrhein e.V.
Vor drei Jahren ist die Familie Brimmers von der Bodenkultur auf das sogenannte hydroponische System umgestiegen. Heinrich Brimmers und seine Frau Marlies mit ihrem Sohn Michael führen gemeinsam den Betrieb. „Wir hätten diese Investition nicht getätigt, wenn unser Sohn Michael nicht die Absicht hätte, den Betrieb einmal zu übernehmen“, sagt Marlies Brimmers. Das hydroponische System bietet viele Vorteile, aber es ist auch mit einer enorm hohen Investitionssumme verbunden, die erst einmal wieder erwirtschaftet werden muss. Michael Brimmers ist optimistisch. „Wir sind die Ersten in NRW, die auf diese Weise kultivieren. Wir haben uns ein Know-how erarbeitet, das uns einen Vorsprung ermöglicht. So hoffen wir am Markt auch in den nächsten Jahren zufriedenstellende Preise erzielen zu können.“
Die Vorteile des Systems liegen auf der Hand. Im Vergleich zur Freilandkultur wird über das Jahr 3 x so viel Salat pro Flächeneinheit geerntet, 70 bis 80 % Wasser eingespart und die benötigte Nährstoffmenge ist wesentlich geringer. „Über das Wasser werden nur die Nährstoffe gegeben, die die Pflanze auch aufnimmt“, sagt Michael Brimmers.“Darüber hinaus kann über Jahre auf derselben Fläche kultiviert werden. Vorher waren wir mit unserer Kultur im Boden. Das geht jedoch nur über einige Jahre, denn dann braucht der Boden eine Erholung, z.B. durch einen Kulturwechsel.“
Durch den Einsatz von LED-Lampen kann auch im Winter frischer Salat vom Niederrhein geerntet werden. „Die Lampen werden vorwiegend in den dunklen Monaten Dezember und Januar eingeschaltet und sobald die Sonne herauskommt, sind sie nicht mehr notwendig“, fügt Brimmers hinzu. Die Einsparung von Energie steht ganz stark im Vordergrund bei der Ausstattung dieses modern eingerichteten Gewächshauses. Die Wärme, die die LED-Lampen erzeugen wird aufgefangen und über eine Wasserleitung an eine Bodenheizung abgegeben. Das spart Energie. Der Rot- und Blauanteil des Lichts sind genau auf die Salatkultur abgestimmt.
Die LED-Lampen sind ziemlich klein und verringern so den unerwünschten Schattenwurf auf die Pflanzen. „Auch wenn das LED-Licht das Wachstum der Pflanzen im Winter gut unterstützt, ist Sonnenlicht durch die Lampen nicht zu ersetzen“, sagt Michael Brimmers. Für den Betrieb der LED-Lampen ist Strom notwendig und die Intensität des natürlichen Lichts wird dadurch nur schwer erreicht. Ein mehrlagiges Kultursystem ist daher aus seiner Sicht, zumindest für die Salatkultur, nicht sinnvoll.
Zur Energieeinsparung wurde das Gewächshaus mit einer doppelten Folienlage bespannt. Die Folie hält viele Jahre, sie lässt UV-Strahlung durch und verursacht diffuses Licht. So entstehen keine Schatten durch die Gewächshauskonstruktion im Haus und das Licht wird gleichmäßig verteilt. Zur Einsparung von Heizenergie wird dann zusätzlich unter der Folie in der Nacht ein Schirm zugefahren.
Die benötigte Energie wird über einen Gasgenerator erzeugt. Das CO2, das bei der Verbrennung entsteht, wird gereinigt und dann der Salatkultur wieder zugeführt. Hier wird das CO2 von den Pflanzen aufgenommen (Photosynthese). „Dem Wasser wird kontinuierlich Sauerstoff zugefügt, denn ohne Sauerstoff funktioniert das System nicht“, sagt Michael Brimmers. Mit dem richtigen Sauerstoffgehalt verbleibt das Wasser fünf Jahre in den Becken und nur das was die Pflanzen verdunstet wird wieder hinzugefügt. Kontinuierlich wird auf die richtige Temperatur und Luftfeuchte im Gewächshaus geachtet. „Wenn sich der Mensch wohlfühlt, geht es auch dem Salat gut“, sagt Heinrich Brimmers. Bei 20 °C und geringer Luftfeucht bestehen gute Arbeitsbedingungen für das Personal. Dabei sind die Hauptarbeiten das Einpflanzen und die Ernte, die jeweils stehend von den Mitarbeitern durchgeführt werden können. Die Pflanzen werden zu den einzelnen Arbeitsschritten auf Bändern transportiert.
Uwe Bons, von der Wirtschaftsförderung der Stadt Straelen, ist sich sicher, dass sich viele in der Region und schon gar nicht von außerhalb vorstellen können, wie modern und technisiert es im Gartenbau am Niederrhein abläuft. „Der Gartenbau mit seinen vor-bzw. nachgelagerten Wirtschaftsbereichen ist eine absolute Stärke der Stadt Straelen und der umliegenden Region. Die Stadt Straelen hat ihre positive wirtschaftliche Entwicklung sehr stark dieser Branche zu verdanken. Die Innovationskraft der Unternehmen ist beeindruckend und bietet zudem ein spannendes Arbeitsumfeld für Jobsuchende und die Ausbildung“, sagt Bons.
v.l., Lukas Kahlau, Agrobusiness Niederrhein, Uwe Bons, Stadt Straelen, Dr. Anke Schirocki, Agrobusiness Niederrhein, Heinrich Brimmers und Michael Brimmers, Brimmers Salatkulturen
Salate bei Brimmers in der Kulturplatte und im hydroponischen System.
Michael Brimmers zeigt das Wurzelsystem des Salats aus dem hydroponischem Anbau.