Im Rahmen des deutsch-niederländischen INTERREG-Projekts Agropole fand im Juni ein digitaler Karrieretag statt. Zehn Unternehmen aus der Grenzregion stellten sich Studierenden deutscher und niederländischer Hochschulen und Universtäten vor. Eines hatten alle Unternehmen gemeinsam: sie sind Teil des Agrobusiness.
Das Agrobusiness umfasst Unternehmen und Institutionen, die Teil der Wertschöpfungskette pflanzlicher und tierischer Produkte sind. Zu pflanzlichen Produkten zählen nicht nur Getreide, Obst und Gemüse, sondern auch Pflanzen und Blumen für Haus und Garten. Die Wertschöpfungskette besteht aus vielen Schritten: von der Produktion, über die Verarbeitung bis zur Vermarktung. Neben Landwirtschaft und Gartenbau, weiterverarbeitenden Unternehmen und Händlern gehören auch Zulieferer, Logistikunternehmen, Institutionen für Bildung, Forschung und Entwicklung sowie Dienstleister zum Agrobusiness, die zum Beispiel Fach- und Steuerberatung oder Marketing für andere Akteure aus der Branche übernehmen. Mit diesem komplexen Geflecht aus Unternehmen und Institutionen sind vielseitige Berufsfelder verbunden, die unterschiedliche Fachkräfte benötigen.
„Mit dem digitalen Karrieretag wollten wir auf die vielen Berufschancen und Karrieremöglichkeiten aufmerksam machen, die die zahlreichen Unternehmen aus dem Agrobusiness in der Grenzregion bieten“, berichtet Kathrin Poetschki von Agrobusiness Niederrhein e.V. Sie koordiniert zusammen mit Niels Visschers von Brightlands Campus Greenport Venlo das Agropole-Projekt, in dessen Rahmen der digitale Karrieretag organisiert wurde.
Zehn Unternehmen stellten beim Karrieretag Jobs und Karrieremöglichkeiten für Studierende und Hochschulabsolvent:innen verschiedenster Fachbereiche vor. Die Firmen Hessing, Tacken und Bofrost sind alle in die Verarbeitung von Lebensmitteln involviert und beliefern andere Unternehmen und Endverbraucher:innen. MERA Petfood produziert Tiernahrung, hat jedoch ähnliche Jobpositionen zu vergeben wie die lebensmittelverarbeitenden Betriebe: Qualitätsmanagement, IT, Marketing, E-Commerce, Einkauf & Vertrieb u.a.
Landgard ist eine gartenbauliche Erzeugergenossenschaft für Obst, Gemüse, Blumen und Pflanzen. Das Unternehmen sucht regelmäßig unter anderem Fachkräfte für die Bereiche IT, Logistik, Finanzen und Buchhaltung, Controlling, Personalmanagement und Marketing. Für das Qualitätsmanagement werden gelegentlich Absolvent:innen aus Agrar- oder Lebensmittelwissenschaften eingestellt.
Fachkräfte für E-Commerce, Vertrieb und IT haben auch bei Royal Brinkman Berufschancen. Das niederländische Unternehmen betreibt einen großen Online-Shop für professionellen Bedarf im Gartenbau. Für das Team werden auch immer wieder Personen gesucht, die zu Themen wie konventionellem und biologischem Pflanzenschutz, Düngung und Pflanzengesundheit beraten können.
Expertinnen und Experten aus dem Pflanzenbau haben auch bei Compas-Agro berufliche Chancen. Das niederländische Forschungs- und Beratungsunternehmen bietet Berufseinsteigern eine intensive Einarbeitung und Weiterbildung.
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfallen stellte beim Online-Karrieretag verschiedene Berufszweige in Beratung und Verwaltung vor. Mit einem agrar- oder gartenbauwissenschaftlichem Studium oder einem Studium verwandter Themengebiete sowie wenigen Jahren Berufserfahrung kann zudem das Agrarreferendariat der Landwirtschaftskammer als intensive Weiterbildung sehr gute Berufs- und Karrierechancen bieten. „Wir stellen immer wieder fest, dass unsere Absolventinnen und Absolventen auch in anderen Bereichen der Wirtschaft und Politik gefragt sind“, berichtete Karoline Mensing, Ansprechpartner für Fragen rund um das Agrarreferendariat.
Yookr und die RAM Group sind zwei Unternehmen, die Gartenbau und Technik miteinander verknüpfen. Beide befassen sich mit Sensorik und Automatisierungstechnik und suchen regelmäßig sowohl Expertinnen und Experten aus IT und Technik, als auch solche, die Fachkenntnisse im Pflanzenbau haben und Interesse an Technik und datenbasierten Anwendungen und Lösungen fürs Agrobusiness mitbringen.
Außerdem stellte sich bei dem Karrieretag das niederländische Unternehmen Looop vor, das sich dem Thema Kreislaufwirtschaft widmet. Es sucht Absatzmärkte für Restströme und sorgt so für einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen. Die Aufgabenbereiche im Unternehmen sind auch hier vielseitig. Es werden Fachkräfte für Marketing, Kommunikation und Vertrieb sowie aus den Bereichen Business Development und Tierwissenschaften gesucht.
An dem digitalen Karrieretag nahmen unter anderem Studierende der Universität Maastricht, Wageningen, der HAS und Fontys aus den Niederlanden teil, außerdem Studierende der Hochschulen Rhein-Waal, Niederrhein, Osnabrück und der Universitäten Kiel und Bonn.
Neben konkreten Stellenangeboten und Hinweisen zu gesuchten Qualifikationen ging es in Paneldiskussionen auch um die Fragen, worauf es bei der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch ankommt, was Unternehmen ihren Mitarbeiter:innen zusätzlich zum Gehalt bieten, welche Rolle das Agrobusiness für die Wirtschaft und soziale Strukturen in der Grenzregion spielt und wie es um die Lebensqualität am Niederrhein und in Nord-Limburg steht.
Ein wichtiger Tipp an alle Jobsuchenden, der von mehreren Unternehmen geäußert wurde: Die wichtigste Voraussetzung, die Bewerberinnen und Bewerber mitbringen müssen, ist Interesse an dem Unternehmen und Motivation für die Arbeit. Wenn diese Voraussetzungen noch um sehr gute Fachkenntnisse oder Lernbereitschaft ergänzt werden, stehen den jungen Menschen viele Türen offen. Wer Zweifel hat, ob er oder sie für eine Position geeignet ist, soll am besten über ein unverbindliches Telefonat Kontakt aufnehmen. So kann gegebenenfalls auch über die Einarbeitung sowie Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung im Unternehmen gesprochen werden. Auch ein Praktikum während des Studiums oder eine Position als Werkstudent:in kann in vielen Fällen erste Erfahrungen bringen, die auf ein späteres Arbeitsverhältnis im Unternehmen vorbereiten können. In vielen Positionen lassen sich fehlende Kenntnisse dank einer guten Einarbeitungszeit auffrischen oder aufholen, sodass die Motivation und die Lernbereitschaft wichtiger sind als die Erfüllung aller fachlichen Anforderungen vor Antritt der Position.
Der Großteil der Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist noch für einige Wochen online einsehbar. Den Link dazu sowie weitere Infos zu den teilnehmenden Betrieben und Kontaktpersonen dieser Unternehmen finden Sie hier: weitere Infos sowie Aufzeichnungen und Präsentationsfolien.
Aktuelle Jobangebote vom Niederrhein und aus den angrenzenden Niederlanden finden Sie in der Jobbörse von Agrobusiness Niederrhein e.V.
Organisiert wurde der Karrieretag im Rahmen des Agropole-Projekts, das Teil des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland ist. Es wird mitfinanziert durch die Europäische Union, die Provinz Limburg und das MWIDE NRW. Ziel des Projekts ist es, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Agrobusiness zu fördern, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Branche zu stärken.