Das Feed Design Lab in Wanssum bei Venray öffnete am 11. August für rund 20 Interessierte die Tür. Die Projektpartner des deutsch-niederländischen Interreg-Projekts „Agropole“, Agrobusiness Niederrhein e.V., Gemeinde Venray und Brightlands Campus Greenport Venlo, hatten in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen zu dieser Exkursion eingeladen. Unter den Teilnehmenden waren Landwirtinnen und Landwirte, Dienstleister aus dem Agrobusiness, Vertreter von Banken, aus der Industrie sowie von umliegenden Gemeinden.
v.l.n.r. Lisa van der Veen (Brightlands Campus), Anna van Heek (Agrobusiness Niederrhein e.V.), Theo Lenzen (Wirtscahftsförderung Kreis Viersen), Eric Vissers (Feed Design Lab), Ageeth van der Lee (Feed Design Lab), Stefan Mandel (MERA Petfood), Kathrin Poetschki (Agrobusiness Niederrhein e.V.)
Das Feed Design Lab wurde 2014 mit der Absicht gegründet, Unternehmen die Möglichkeit zu geben, verschiedenste Inhaltsstoffe von Futtermitteln während des Verarbeitungsprozesses auf ihre Zusammensetzung und Stoffeigenschaften zu testen und so zu einer effizienteren und nachhaltigeren Produktionsweise von Petfood, Fischfutter und Futtermitteln beizutragen. Gemeinsam mit 20 Partnerbetrieben, die das Labor finanzieren, begann so die Forschungsarbeit.
Mittlerweile sind bereits 120 Betriebe und Hochschulen in das Netzwerk eingestiegen, um die Arbeit und Nachhaltigkeit der Branche weiterzuentwickeln.
Dies geschieht hauptsächlich durch die Ausarbeitung verschiedenster Projekte, welche von den Partnern in Auftrag gegeben werden. Dabei wird besonders an neuen Verarbeitungsmethoden geforscht, um die Verarbeitung effizienter zu gestalten und so Rohstoffe einzusparen. „Hinsichtlich zukünftiger Herausforderungen von Futter- und Lebensmittelknappheit müssen wir versuchen, die Technologie in der Verarbeitung zu verbessern und so Abfälle und Restströme zu vermeiden,“ erklärt Ageeth van der Lee, Mitarbeiterin des Feed Design Labs. Um die Kosten für diese Forschungsprojekte im Rahmen zu halten, sind diese so angelegt, dass das generierte Wissen für mehrere Unternehmen brauchbar ist. „Ein Projekt muss aus Sicht von Unternehmen allgemein genug sein, dass man sich die Kosten und Ergebnisse mit anderen Unternehmen teilen will, aber spezifisch genug, um mit den Ergebnissen weitere Innovationen im eigenen Unternehmen anstoßen zu können, die Einnahmen generieren oder Kosten reduzieren“, erklärt van der Lee.
Die Testeinrichtung unterscheidet sich hinsichtlich Größe und Produktionskapazität von herkömmlichen Futtermittelverarbeitungen. Hier geht es im Gegensatz zu großen Fabriken nicht um die schnelle Produktion großer Mengen, sondern um die einzelne Betrachtung und Analyse kleiner Mengen. Die Maschinen und Abläufe, welche aus drei Prozessen bestehen, sind hingegen identisch mit kommerziellen Betrieben. Als erstes gibt es Prozesse zum Mahlen, Mischen und Sieben. Im Anschluss folgt der Prozess des Pelletierens der Masse. Hier kommen Expander, Extruder und Conditioner zum Einsatz. Im letzten Schritt folgt das Sieben und Überziehen eines Mantels um die Pellets, um zusätzliche Ingredienzen aufzutragen.
Jeder dieser Schritte kann im Feed Design Lab separat durchgeführt und vor allem auch während des Prozesses beobachtet werden, was selbst für Fachleute aus dem Futtermittelbereich neue Einblicke bietet. Im Anschluss an eine Präsentation konnten sich die Teilnehmer selbst ein Bild von allen Maschinen und Abläufen machen und die Verfahren und Technologien im Feed Design Lab besichtigen.
Das Feed Design Lab wird entgegen vieler Erwartungen weniger von der Futtermittelindustrie genutzt, sondern stärker von der Petfood Industrie oder Zulieferern für die beiden Branchen angefragt. Dies ist auf wenig finanziellen Spielraum und standardisierte Produkte in der Mischfutterindustrie zurückzuführen, sowie einen schnelllebigen Markt im Bereich Petfood auf der anderen Seite. Im Bereich der Haus- und Heimtiere muss schnell auf Trends und neue Konsumentenwünsche eingegangen werden, sodass experimenteller an Innovationen herangegangen wird.
Passend hierzu gab Herr Dr. Mandel, Leiter für Forschung und Entwicklung der Firma MERA Tiernahrung aus Kevelaer, den Teilnehmern einen Einblick in die Petfood Industrie. Der Markt für Heimtierfutter unterscheidet sich grundlegend von dem des Nutztierfutters. Beim Nutztier wird auf eine bedürfnisortientierte Fütterung zur Effizienzsteigerung eingegangen, wohingegen der Hunde- und Katzenliebhaber emotional einkauft. „Trends aus der Humanernährung wie beispielsweise Super Foods, glutenfreie Ernährung und Unverträglichkeiten werden von Besitzern häufig auf ihre Vierbeiner übertragen, was aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht immer sinnvoll ist“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. So müssen von der Petfood Industrie komplett andere Ansprüche erfüllt werden, die weit über die nutrielle Versorgung der Tiere hinausgehen. Aus diesem Grund reagiert die Branche sensibler auf neue Entwicklungen im Markt und experimentiert mit neuen Inhaltsstoffen und Zusammensetzungen.
Wir danken dem Feed Design Lab und unserem Mitglied Mera Tiernahrung für den informativen und vielseitigen Nachmittag.
Diese Veranstaltung fand im Rahmen des Agropole-Projekts statt. Das Agropole-Projekt wird innerhalb des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und durch die Europäische Union, das MWIDE NRW und die Provinz Limburg gefördert.