44 Studenten der HAS University of Applied Sciences haben Anfang November an zwei Tagen einen Einblick in das Agrobusiness am Niederrhein bekommen können. Die HAS ist eine Fachhochschule mit den Schwerpunkten Lebensmittel, Landwirtschaft, Gartenbau, Natur und Umwelt in der Provinz Limburg. Innerhalb des INTERREG Projekts Regional Skills Labs, welches auf deutscher Seite von Agrobusiness Niederrhein und dem IMBSE betreut wird, wurde eine abwechslungsreiche Besichtigungstour am Niederrhein für die Studenten organisiert. Schwerpunkt dieser Tour sollte die Digitalisierung und Technisierung der grünen Branchen sein. Die Studenten waren begeistert, wie weit die Agrobusiness Betriebe am Niederrhein schon technisiert sind und haben einen Eindruck erhalten, was in den kommenden Jahren noch auf die Betriebe zukommt. Sie haben auch deutlich gespürt, dass sie ein Studium in einer Zukunftsbranche absolvieren, denn fast in jedem Betrieb wurde das Thema Fachkräftemangel thematisiert und teils schon Jobangebote ausgesprochen.
Zuerst wurde der Gartenbaubetrieb der Familie Hanka in Kempen besichtigt. Dieser Betrieb ist hoch technisiert und legt sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit. Die Studenten konnten neben dem Ebbe-Flut System, welches das nicht aufgenommene Wasser der Pflanzen wiederverwendet, auch eine voll automatische Pflanzenschneidemaschine und Sortieranlage, bei denen die Pflanzen auf Förderbändern ihrer passenden Größenkategorie zugeordnet werden, live im Betrieb erleben. „Wir sind schon sehr weit im Bereich die Technisierung und Digitalisierung, jedoch kommen wir dort auch oft an unsere Grenzen. Viele Systeme sind noch nicht ausgereift und jeder Gartenbaubetrieb ist so einzigartig, dass wir individuelle Programme benötigen. Diese sind jedoch für uns als Betrieb finanziell häufig nicht tragbar“, sagt Dorothee Brelage-Hanka, Geschäftsführerin im Gartenbaubetrieb Hanka.
Danach ging es weiter nach Tönisvorst zum Gartenbaubetrieb von Danwitz. Von 26.000 Quadratmetern Fläche am Niederrhein und 32.000 Quadratmetern in den Niederlanden vertreibt der Familienbetrieb von Danwitz seine Pflanzen in ganz Deutschland. Auch in diesem Betrieb konnten die Studenten sehen, dass Technologien längst die täglichen Prozesse bestimmen. Damit die gesamte Produktionskette im Betrieb optimiert wird, unterstützt seit Neuestem eine clevere IoT-Lösung zur Leistungseffizienzmessung die Produktionsprozesse. Bei jedem neuen Arbeitsauftrag nehmen die Mitarbeiter eine kleine Box mit einem QR-Code und ein Smartphone mit und scannen einen zum Auftrag gehörenden NFC-Tag ein. Dasselbe machen sie bei einer Pause und zu guter Letzt dann, wenn sie den Auftrag abgeschlossen haben. Diese Informationen fließen anschließend automatisch über das Mobilfunknetz in eine cloudbasierte IoT-Plattform, auf der die Leistungs- und Produktionsdaten zusammengefasst, analysiert und aufbereitet werden. Der Unternehmer kann dann ganz einfach auf seinem Büro-PC oder seinem Smartphone ein Dashboard aufrufen und sich detailliert informieren. „All diese Daten helfen uns sehr bei der Sicherstellung einer reibungslosen Produktionskette“, verrät Herbert von Danwitz.
Von dort aus ging es weiter zum neuen, 2,5 ha großen, Standort der Firma ROPA Maschinenbau in Viersen-Boisheim. Der neue Standort bietet mit umfangreichem Servicezentrum, großem Lager und Schulungsräumen gute Voraussetzungen für schnellen Werkskundendienst, Schulung und Training in einer starken Kartoffel- und Zuckerrübenanbauregion, dem Niederrhein. Die Studenten wurden hier über die neueste Rodetechnik im Zuckerrüben- und Kartoffelanbau informiert. Frank Lampenscherf, Niederlassungsleiter ROPA Rheinland, betonte, dass das größte Ziel der Rodetechnik die Erhaltung der Qualität der Kartoffeln und Zuckerrüben sei. „Ein Landwirt muss selber an der Maschine stehen und auf die Qualität achten. Digitalisierte und technisierte Prozesse werden dies nicht vollständig übernehmen können, auch nicht in Zukunft“, sagt Frank Lampenscherf.
Am nächsten Morgen ging es weiter zur Veiling Rhein-Maas in Straelen, der einzigen Blumen- und Pflanzenversteigerung in Deutschland. Dort konnten die Studenten live die Versteigerung an der Uhr miterleben. Von 608 Tribünenplätzen aus können die Kunden von Veiling Rhein-Maas an acht vollelektronischen Uhren gleichzeitig Schnittblumen und Topfpflanzen ersteigern. Besonders die Logistik hinter der Versteigerung und das Verteilen der CC-Container/Stapelwagen an die verschiedenen Kunden beeindruckte die Studenten.
Der letzte Halt war beim Zwiebelbetrieb Jansen in Brüggen. Familie Jansen produziert bereits seit 30 Jahren Zwiebeln. Aktuell werden 15 verschiedene Sorten auf 130 ha angebaut. Das Besondere an dem Betrieb, sie haben eine eigene Produktionsstraße und verarbeiten ihre selbst angebauten Zwiebeln, geschnitten oder geschält, je nach Kundenwunsch. Während der Besichtigung der Produktionsstraße sind dann auch schon die ersten Tränen der Studenten geflossen. „Uns ist auch wichtig, dass wir unsere Produkte nachverfolgen können. Deshalb wird jede Palette, die unserer Lager verlässt, mit einem Etikett und Barcode versehen, sodass wir bei Rückfragen immer direkt reagieren können“, sagt Herman-Josef Jansen, Betriebsleiter Zwiebel Jansen. Die Studenten waren begeistert von den automatischen Prozessen innerhalb der gesamten Produktion.