Die deutsch-niederländische Grenzregion ist weltweit bekannt als Zentrum des Pferdesports und mit dem Turnier CHIO in Aachen wird die Aufmerksamkeit jedes Jahr wieder in die Region gezogen. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung (WFG) des Kreises Viersen liegt im Pferdesport ein erhebliches wirtschaftliches Potential. Theo Lenzen, Tierzuchtberater bei der WFG Viersen, hat daher zusammen mit Jan Janssen, von der Stichting Limburg Paardensport eine Studie durchgeführt, in der die grenzüberschreitende Bedeutung dieses Wirtschaftszweigs untersucht wurde.
Unter dem Projektnamen „EquiCrossPotentials“ führte Lena Müller, Studentin des Studiengangs „Nachhaltige Landwirtschaft“ an der Hochschule Rhein-Waal, im Rahmen ihrer Bachelorarbeit eine Befragung durch, die die Bedeutung in Zahlen gefasst hat. In den Kreisen Heinsberg, Wesel, Kleve, und Viersen sind rund 14.500 Menschen im Bereich des Reitsports beschäftigt, die in der Pferdehaltung und im Dienstleistungsbereich tätig sind. Mit knapp 4.200 Pferden je 100.000 Einwohner sind im Kreis Kleve besonders viele Pferde zu Hause. In Viersen und in Wesel sind es jeweils knapp über 3.300 Pferde je 100.000 Einwohner. Die Bedeutung wird sichtbar, wenn man den Bundesdurchschnitt von nur knapp über 1.500 Pferden je 100.000 Einwohner dagegenstellt.
Das Projekt hat nicht nur interessante Ergebnisse im Bereich der Zahlen gebracht, es hat auch Menschen über die Grenze zusammengeführt. Akteure des Pferdesports haben sich grenzüberschreitend getroffen und deutsche Schüler, die eine Ausbildung zum Pferdewirt machen, sind für eine Exkursion in die Niederlande gefahren und umgekehrt eine niederländische Schülergruppe ist nach Deutschland gekommen.
Die Projektergebnisse wurden während des offiziellen Pferdeturniers der Bundesrepublik Deutschland in Aachen, dem CHIO, auf einem angrenzenden Gelände vorgestellt und so konnten die Teilnehmer den niederländischen Mannschaftstrainer Rob Ehrens und den deutschen Bundestrainer der deutschen Springreiter Otto Becker begrüßen. Sie berichteten, dass der fachliche und persönliche Austausch zwischen den Männern trotz Konkurrenz auf dem Turnierplatz erhalten bleibt.
Jan Janssen und Theo Lenzen sind überzeugt, dass der Pferdesport ein hohes wirtschaftliches Potential für die grenzüberschreitende Region darstellt und dass dieses Potential durch unterstützende Rahmenbedingungen und intensivere Netzwerktätigkeit noch ausgebaut werden kann. „Die Region ist weltweit für den hochwertigen Pferdesport bekannt und die Züchtung und Ausbildung wird immer stärker aus anderen Regionen hierher verlagert. Dieses positive Image führt dazu, dass die pferdeinteressierten ihre Pferde hier aufwachsen und trainiert sehen wollen“, sagt Janssen. „Das gilt es auszubauen und für die Wirtschaftskraft der Region nutzbar zu machen,“ fügt Lenzen hinzu.
Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführerin von Agrobusiness Niederrhein e.V., verfolgte interessiert die Vorstellung der Projektergebnisse. „Wenn es um den Pferdesport geht, ist auch das Agrobusiness betroffen. Landwirte finden Einkommensalternativen in der Pferdehaltung und auch Pferdefutter kommt aus der Landwirtschaft und wird von Unternehmen aus dem Agrobusiness aufbereitet“, sagt sie. „Wir haben das gleiche Ziel“, fügt sie hinzu. Agrobusiness Niederrhein hat gerade die Bewilligung für ein Projekt erhalten, in dem es in den nächsten drei Jahren darum geht, ein deutsch-niederländisches Netzwerk im Agrobusiness aufzubauen. „Hier sehe ich Möglichkeiten auch die pferdehaltenden Unternehmen und die Züchter in das Netzwerk mit einzubinden“, sagt sie.
Agrobusiness Niederrhein will die Wirtschaftskraft im Agrobusiness durch Netzwerk und Maßnahmen zur Innovationsförderung stärken und das wollen Theo Lenzen und Jan Jassen auch. „Dort wo es Schnittstellen im Wirtschaftsbereich gibt werden wir zukünftig zusammenarbeiten“, sagt Theo Lenzen, der als Mitglied des Vorstands von Agrobusiness Niederrhein e.V. eng mit dem Netzwerk verbunden ist. „Pferde können Menschen zusammen bringen“, davon ist Janssen überzeugt. „Wenn man eine gemeinsame Leidenschaft hat, dann werden Grenzen und Sprachbarrieren einfach überwunden.“
Wollen zukünftig enger zusammenarbeiten: v.l. Jan Janssen, Stichting Limburg Paardensport, Dr. Anke Schirocki, Agrobusiness Niederrhein, Theo Lenzen, WFG Viersen