Im März veranstaltete Agrobusiness Niederrhein im Rahmen des deutsch-niederländischen INTERREG-Projekts „Agropole“ eine Online-Veranstaltung mit dem Titel „Anbau von Nutzhanf – Wie und Wozu?". Vier Experten berichteten über die Chancen und Herausforderungen, die an den gewerblichen Anbau von Nutzhanf in der deutsch-niederländischen Region geknüpft sind. Dabei ging es um die gesetzlichen Voraussetzungen, die Erfahrungen im Anbau und verschiedene Absatzmärkte.
Mit einem Klick auf das folgende Bild gelangen Sie direkt zur Aufzeichnung der Vorträge (YouTube).
Download der Präsentationsfolien der Referenten:
Dr. Michael Dickeduisberg, Landwirtschaftskammer NRW
Wilhelm Teklote, Landwirt aus Rhede, Kreis Borken (folgt)
Dirand van Wijk, Compas-Agro B.V. aus den Niederlanden
Dr. Michael Dickeduisberg von der Landwirtschaftskammer berichtete über den rechtlichen Rahmen des Hanfanbaus, der im Moment nur landwirtschaftlichen Betrieben erlaubt ist, nicht aber Gartenbaubetrieben. In Deutschland sind bereits 79 verschiede Sorten zugelassen und es werden jährlich mehr, jedoch haben für den Anbau in Deutschland nur wenige Sorten dominierend. Der Anbau bedarf einer Anmeldung bei der BLE sowie zusätzlich im ELAN-Flächenantrag. Trotzt zusätzlicher Meldungen für den Anbau ist eine steigende Tendenz der Anbaufläche zu verzeichnen. Im Jahr 2021 waren es 6000 Hektar in Deutschland, die mit Hanf bewirtschaftet wurden.
Die Pharmaindustrien nutzt das Öl beispielsweise für Cremes oder CBD Tropfen zur Schmerzlinderung. Der Körnerhanf eignet sich auch als hochwertiger Proteinlieferant für die Lebensmittelindustrie, die das produzierte Pulver oder Öl Lebensmitteln zufügt. Aber nicht nur die Körner werden weiterverarbeitet. Auch das Stroh, was bei der Ernte anfällt, wird für einige Produkte verwendet.
„Hanf ist ein Alleskönner“, so Wilhelm Teklote, Landwirt aus dem Kreis Borken. Er beschrieb die Unterschiede und Nutzungsmöglichkeiten von Sommerhanf und Winterhanf. Der Sommerhanf habe eine wesentlich bessere Ausnutzung als der Winterhanf. Hier können die Blätter, Blüten, Fasern und Schäben geerntet werden, wobei bei dem Winterhanf nur die Fasern und Schäben genutzt werden. Teklote stellte die Vorteile des Hanfanbaus dar, wie zum Beispiel einen geringen Wasserbedarf, einen hohen Humusaufbau für den Boden, gute Durchwurzelung des Bodens, dem Abbau von Schwermetallen sowie der Tatsache, dass in der Regel keine Pflanzenschutzmittel notwendig sind. Der Hanfanbau gewinnt so insgesamt an Image. Dazu trägt auch die vielseitige Verwendbarkeit bei, die der Hanf der weiterverarbeitenden Industrie bietet.
Dirand van Wijk von der Firma Compas-Agro aus den Niederlanden, berichtete über die Versuchsaktivitäten von Freiland- und Containeranbau in Verbindung mit Hanf. Ein Ziel von Compas-Agro ist es, Hanf in Zukunft als Unkrautverdränger einsetzen zu können, indem er gehäckselt in einer Schicht von ca. 2 cm auf den Boden aufgetragen wird. Da Hanf enthält einen Bestandteil, der in Verbindung mit Regen verklebt. Die Mulchschicht aus Hanf kann so als Unkrautsperre fungieren. Diese Methode kann auch für Containerpflanzen genutzt werden. Beim Pflanzen wird zum Schluss eine Schicht Hanfmulch auf die Erde gegeben. So entwickelt sich kein Moos, kein Unkraut und Wasser aus dem Topf verdunstet nicht so schnell. All dies hat positive Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum.
Uwe Bürer der Firma BAFA Neu berichtete über die Verarbeitungsmöglichkeiten und neue Anwendungsfelder, die der Rohstoff Hanf zu bieten hat. Das Unternehmen beschäftigen sich seit 1996 ausschließlich mit dem Thema Nutzhanf und bietet umfangreiches Wissen über verschiedene Sorten, Beratung für Anbaubetriebe und Nutzungsmöglichkeiten. Außerdem beteiligt sich BAFA Neu an der Weiterentwicklung von Erntetechniken. In einer Hanfausschussanlage, die in Frankreich dem Unternehmen zur Verfügung steht, werden pro Jahr 4000 Tonnen Hanfstroh verarbeitet. Aus Kostengründen gibt es in Europa nicht viele dieser Anlagen.
Die dort hergestellten Fasern kommen in der Papier- und Autoindustrie zum Einsatz. Auch der Gartenbau verwendet bereits sehr viele Vliesstoffe aus Hanf. Textilfasern können mit der Technik, die in Frankreich genutzt wird, leider nicht hergestellt werden.
Diese Veranstaltung fand im Rahmen des Agropole-Projekts statt. Das Agropole-Projekt wird innerhalb des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und durch die Europäische Union, das MWIDE NRW und die Provinz Limburg gefördert.