Beej Benders ist ein Lebensmittelgeschäft mit lokalen Produkten mitten im Herzen der niederländischen Stadt Venlo. Was 2010 mit der Floriade als Geschäftsidee für lokale Produkte begann, hat sich in der Stadt als besonderer Treffpunkt etabliert.
Im Gespräch mit Mitarbeiterinnen von Agrobusiness Niederrhein erklärt Geert Benders, was den Markt so besonders macht. Das Konzept ist auf lokal produzierten Lebensmittel und Güter ausgerichtet. Dabei sollen die Produzenten einen fairen Preis für ihre Waren erhalten. Anfahrtswege sollen kurz sein. Große, globale Marken sind nicht in den Regalen zu finden. Ausnahmen sind einige Produkte, für die es keine lokalen Alternativen gibt, die aber zum täglichen Bedarf der Kundinnen und Kunden gehören. Ein scheinbar simples Konzept, um lokale Produkte auch lokal und stadtnah zu verkaufen. Im ersten Moment klingt das nach einem Bauernmarkt bzw. Wochenmarkt unter Dach, und das ist auch das Ziel dahinter wie Inhaber Bender im Verlauf des Gesprächs erklärt.
Foto: Im Geschäft bei Beej Benders in Venlo
Früher leitete Geert Benders einen regulären Supermarkt und fand es nicht fair, dass lokale Landwirte unter hohem Preisdruck leiden und ein Großteil der Wertschöpfung und Gewinnerwirtschaftung bei der verarbeitenden Industrie und/oder Zwischenhändlern verbleibt. So entschied er sich 2016 dazu, ein Lebensmittelgeschäft zu gründen, in dem andere Strukturen eine für Landwirtinnen und Landwirte ökonomisch attraktive Möglichkeit der lokalen Vermarktung schaffen sollen. Sie können ihre Ware direkt an Beej Benders liefern. Die Verkürzung der Lieferkette bietet den Vorteil, dass die lokalen Produkte aus Verbrauchersicht preislich mit den industriell organisierten Ketten mithalten können. Damit löst Geert Benders sein Versprechen von kurzen Wegen, Transparenz und trotzdem günstigen Preisen ein.
Heutzutage produzieren die meisten Anbauer von Gemüse oder Produzenten von Fleisch, Eiern und Milch in großen Mengen. Das verringert nicht nur die Produktionskosten, es ermöglicht auch, eine möglichst konstante Menge und Qualität an die Ketten der Supermärkte und des LEHs liefern zu können. Dabei verläuft die Lieferkette meist nicht direkt, sondern über Zwischenhändler, Auktionen und verarbeitende Industrien. So gelangen die Lebensmittel erst nach einigen Stationen und vielen Kilometern auf der Straße in den Supermarkt. Die Folge: die Zwischentransporte und ggf. Verarbeitungsschritte kosten Geld und beteiligte Firmen fordern eine Gewinnmarge. Das führt in vielen Fällen dazu, dass insbesondere landwirtschaftliche Unternehmen, die keine Nischenprodukte anbieten und somit in Konkurrenz zu vielen anderen landwirtschaftlichen Produzenten stehen, einem hohen Preisdruck ausgesetzt sind.
Dennoch sind auch an das Konzept von Beej Benders Herausforderungen und Schwierigkeiten geknüpft. Die meisten Produzenten sind nicht mehr für kleine, einzelne Geschäfte und Abnehmer ausgerichtet. Die meisten nutzen die vorhandenen Lieferketten und großen Absatzkanäle herkömmlicher Supermärkte oder Discounter. Die wöchentliche Belieferung von Beej Benders mit kleinen Mengen ihrer Produkte ist für sie mit Aufwand verbunden, der im Verhältnis zur kleineren Absatzmenge hoch ist. Das schreckt manche lokale Landwirtinnen und Landwirte ab. Die Landwirte, die mit Beej Benders bereits kooperieren, profitieren von dem persönlichen Miteinander bei Beej Benders. Benders unterstützt seine Produzenten zusätzlich bei deren Zukunftsvorhaben und neuen Produktideen.
Herausforderungen einer lokalen Vermarktung
Trotz genannter Hindernisse ist es Geert Benders und seinen 100 Mitarbeitenden über die Jahre gelungen 85 Produzenten zu finden, die das Geschäft beliefern und für eine reichhaltige Auswahl an Produkten sorgen. Von einer Fleisch- und Käsetheke, Obst, Gemüse bis hin zu Kräutern ist alles dabei. Dabei ist Benders stets darauf bedacht, die Produkte möglichst aus der Region zu beziehen und ein persönliches Verhältnis zu den Produzenten aufzubauen. „Regional“ ist jedoch nicht immer leicht zu erfüllen bei den hohen Ansprüchen der Konsumenten, erzählt Benders. Um auch die Nachfrage nach exotischen Produkten, die hier nicht wachsen, bedienen zu können, werden diese über die niederländische Discounterkette Jumbo eingekauft. Dennoch hebt Geert Benders sich mit seinem Geschäftsmodell klar von regulären Supermärkten und Discountern ab. 80 Prozent der Produkte bei Beej Benders sind nicht in einem regulären Jumbo zu finden.
Symbiose aus Gastronomie und Supermarkt
Und noch weitere Besonderheiten zeichnen den Laden in Venlo aus, denn es ist in den Niederlanden außergewöhnlich, dass der Supermarkt ebenfalls gemütliche Sitzecken und ein Café und Restaurant beinhaltet. Die rustikale Einrichtung im Herzen des Ladens lädt die Besucherinnen und Besucher ein, nicht nur einkaufen zu gehen, sondern sich die Zeit zu nehmen und einen Kaffee zu trinken oder ein Sandwich zu essen. Alles wird vor Ort frisch zubereitet. Wer Lust auf Pizza hat, kann sie vor Ort heiß genießen, zubereiten lassen und zu Hause backen oder auch als Tiefkühlware erhalten und erst später zu Hause aufbacken. Dabei werden natürlich die lokalen Produkte verwendet, und so kann auch übrig gebliebenes Gemüse aus dem Supermarkt vor der Entsorgung gerettet werden. Darüber hinaus wird auch Gemüse zweiter Klasse vom Händler BioVerbeek verwendet, um die Mahlzeiten im Restaurant zuzubereiten. So wird verhindert, dass hochwertige Lebensmittel aufgrund von Schönheitsmängeln entsorgt werden.
Ein weiterer Beleg für die Synergie aus Supermarkt und Gastronomie zeigte sich auch in der Corona-Zeit, als der Gastronomiebetrieb eingeschränkt wurde. Normalerweise wird die Hälfte des Umsatzes bei Beej Benders aus der Gastronomie erwirtschaftet, was in der Pandemie zu deutlichen Einbußen führte. In dieser Zeit konnten einige Mitarbeitende aus dem Gastrobetrieb in dem Supermarkt aushelfen. Währenddessen entwickelte Benders den Betrieb weiter und bietet seitdem Mahlzeiten to-go an, was in der Krisenzeit gut angenommen wurde. So entwickelt sich das Unternehmen stets weiter. Dabei verliert es sowohl die Belange der Produzentinnen und Prozenten als auch die Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht aus den Augen und definiert seine Rolle in der Lieferkette jedes Mal aufs Neue.
Dieser Bericht wurde im Rahmen des Agropole-Projekts geschrieben. Das Agropole-Projekt wird innerhalb des INTERREG-Programms Deutschland-Niederland durchgeführt und durch die Europäische Union, das MWIDE NRW und die Provinz Limburg gefördert.