Rund 35 Teilnehmende besuchten Ende März im Rahmen der Eventreihe „Boerentour“ den Funkenhof in Grefrath. Während eines Betriebsrundgangs informierte Familie Funken die Gäste besonders über die Angebote für Kindergruppen, die der Betrieb anbietet.
„Einfach mal machen“, so könnte der Leitspruch bei Familie Funken in Grefrath lauten. Der Satz entspricht dem Motto und der Motivation, mit welcher sich Susanne Funken gemeinsam mit ihrem Schwiegervater Matthias vor dreieinhalb Jahren an das Projekt Lernort Bauernhof herangewagt hat. Gemeinsam mit Martin Funken, der mit seinem Vater den landwirtschaftlichen Betrieb Funken leitet, empfingen sie die Teilnehmenden der Eventreihe Boerentour, die im Rahmen des deutsch-niederländischen INTERREG-Projekts Agropole zusammen mit der Wirtschaftsförderung Kreis Viersen organisiert wird und Interessierte zum Austausch über verschiedene Betriebsmodelle in der Landwirtschaft sowie Herausforderungen und Innovationen in der Branche einlädt.
Ausgangspunkt der Veranstaltung war der bunt bemalte Container, der das Herzstück des Lernort Bauernhofs darstellt. Hier lernen Kinder, wie Mais, Weizen und Gemüse angebaut werden und vor der Ernte aussehen. Eine überdachte Strohburg sowie alte Traktorreifen laden zum Toben ein. Das Angebot richtet sich an Schulklassen und Kindergartengruppen. Darüber hinaus gibt es auch Ferienangebote. Bei einer Tour über den Hof entdecken die jungen Besucher den Bauernhof und erfahren dabei, woher die Milch kommt, wie ein moderner Kuhstall aussieht und was alles benötigt wird, um am Ende einen Liter Milch auf dem Tisch stehen zu haben. Je nach Alter und Saison dürfen die Kinder auch verschiedene, kleine Aufgaben übernehmen.
Bedarf an Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft ist groß
„Durch die Kontakte unserer Kinder ist aufgefallen, dass viele Leute gar nicht wissen, wie es heute auf einem Bauernhof aussieht und zugeht. Besonders die Kinder laufen mit offenen Augen und ganz vielen Fragen durch die Welt, da bietet sich eine Erkundungstour auf dem Bauernhof an“, erklärt Susanne Funken. Und auch für Eltern sei ein Besuch auf dem Bauernhof oft eine neue und wertvolle Erfahrung mit vielen Erkenntnissen. Sogar in der Corona Zeit gab es online Erkundungen auf dem Funkenhof, die bei Schulen ebenfalls sehr gut ankamen und eine Alternative darstellen können, wenn den Schulen Zeit und Geld fehlen, um einen Tagesausflug zu ermöglichen.
Foto: Martin und Susanne Funken vor dem bunten Container des "Lernort Bauernhof"
Der landwirtschaftliche Betrieb umfasst ca. 200 Milchkühe, die mit Hilfe von drei Lely Robotern gemolken werden. Zudem wurde im Jahr 2012 eine 75 kW Biogasanlage an den Betrieb angeschlossen. „In den letzten 10 Jahren haben wir den Betrieb jedes Jahr durch einen Bau erweitert und so nach unseren Vorstellungen weiterentwickelt“, sagt Martin Funken. So wurde aus einem alten Stallgebäude ein moderner Stall mit einem Laufhof. Weitere technische Ausstattungen wie eine automatische Einstreumaschine für den Strohbereich sind im Laufe der Jahre dazu gekommen und erleichtern heute die Arbeit.
Tag auf dem Bauernhof kann Teamgeist und Selbstwertgefühl von Kindern steigern
„Uns ist es wichtig, dass Besucher ein realistisches Bild vom Bauernhof bekommen“, betont Susanne Funken die Absicht hinter der Öffentlichkeitsarbeit. Und auch Ricarda Tobrock (Diplom-Sozialpädagogin mit Zusatzqualifikation Bauernhoferlebnispädagogik), die gemeinsam mit ihrem Mann einen Milchviehbetrieb im Sassenfeld bewirtschaftet, begeistert sich seit mehr als 20 Jahren für den „Lernort Bauernhof“ .Dabei betont sie “„Wir sind kein „Kinderbauernhof“, sondern ein wirtschaftender Betrieb und möchten unseren Besuchern die moderne Landwirtschaft nahe bringen.“ Des Weiteren erklärt sie, welchen Lerneffekt und Mehrwert Kinder auf dem Bauernhof in der Gruppe und für die eigene Persönlichkeit erleben können. „Manchmal reicht eine einfache Aufgabe aus, um den Teamgeist und Zusammenhalt einer Gruppe zu fördern und das Selbstwertgefühl der Kinder zu steigern“, so die Erfahrung der Betriebsleiterin. Besonders positiv erfährt sie zudem die Wirkung von Tieren auf Kinder, die in ihrem sozialen Umfeld Erfahrungen von Benachteiligung oder Ausgrenzung erfahren. „Tiere reagieren unvoreingenommen. Das kommt solchen Kindern besonders zu Gute“, berichtet Ricarda Tobrock.
Foto: Theo Lenzen (Wirtschaftsförderung Kreis Viersen), Annegreth und Matthias Funken, Laura Bürkert (Wirtschaftsförderung Grefrath), Susanne und Martin Funken, Marcel Claus (Gemeinde Venray), Anna van Heek (Agrobusiness Niederrhein e.V.)
Wer sich nach den Erfahrungsberichten der beiden Frauen für das Thema Lernort Bauernhof interessiert und sich selbst an das Thema heranwagen möchte, dem raten beide dazu „einfach mal zu machen“ und „ruhig klein anzufangen“, denn es braucht nicht viel, um den Kindern viel mitzugeben. Die Motivation der beiden zeigt auch, dass ihr Angebot auf großes Interesse in der Gesellschaft stößt und dass man als Gastgeber neben dem finanziellen auch einen persönlichen Mehrwert daraus zieht. Susanne Funken ist davon überzeugt, dass sich der Aufwand für diese Art der Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit lohnt: „Es ist nicht schwer, Kindern ein positives Gefühl und ein Aha-Erlebnis mit nach Hause zu geben. Solche positiven Verknüpfungen mit einem Bauernhof können langfristig zu einem besseren Image der Landwirtschaft beitragen und kommen uns Landwirten zugute.“
Agrobusiness Niederrhein e.V. und die Wirtschaftsförderung Kreis Viersen danken Familie Funken für den erlebnisreichen Tag und wünscht weiterhin viel Erfolg mit den vielseitigen Projekten auf dem Familienbetrieb.
Diese Veranstaltung fand im Rahmen des Agropole-Projekts statt. Das Agropole-Projekt wird innerhalb des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und durch die Europäische Union, das MWIDE NRW und die Provinz Limburg gefördert.