Die Innovationfähigkeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen ist ausschlaggebend für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Das gilt auch für den Zierpflanzenbau. Kenntnisse über Strategien und Strukturen, die Innovationen in der Branche fördern, helfen Rahmenbedingungen zur Unterstützung der Innovationsfähigkeit zu verbessern. Für große, global agierende Unternehmen gibt es dazu zahlreiche Studien. Für mittelständische und kleine Unternehmen, insbesondere aus dem Gartenbau, sind nur wenige Ergebnisse bekannt. Aus diesem Grund hat Lukas Kahlau, Absolvent des Studiengangs „Nachhaltige Landwirtschaft“ an der Hochschule Rhein-Waal, dieses Thema in seiner Bachelorarbeit aufgegriffen. Mit Unterstützung von Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführerin von Agrobusiness Niederrhein e.V. und Prof. Dr. Kathrin Weidner, Professorin für Innovationsmanagement an der Hochschule Rhein Waal, hat er für seine Arbeit unter dem Titel „Strategien und Strukturen, die Innovationen im Gartenbau am Niederrhein fördern“, Interviews mit Beratern und Unternehmern im Gartenbau geführt und die Ergebnisse zusammengefasst. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Interviewpartnern konnten zwar Ergebnisse und Kenntnisse zu Strategien und Strukturen, die zum Erfolg der niederrheinischen Gartenbauinnovationen beitragen, gefunden werden, jedoch kann noch keine Aussage darübergemacht werden inwieweit sie für die weitaus größere Zahl an Gartenbauunternehmern/innen in der Region relevant ist.
Innovationen finden in den unterschiedlichen Bereichen eines Unternehmens statt. Dabei definiert man Innovation unter anderem als den Prozess von technologischen Entwicklungen, jedoch nicht ausschließlich. Auch die grundsätzliche Einführung neuer Methoden oder Wege, die sich auf die Abläufe innerhalb eines Unternehmens auswirken, gehört dazu. Diese kann auch in der Produktionstechnik, der Produktentwicklung, im Marketing, in der Logistik oder im Vertrieb stattfinden. Mit anderen Worten: Sie beschränkt sich nicht auf einen Sektor innerhalb eines Unternehmens. Eine Innovation ist häufig das Ergebnis eines Lernprozesses, der oft aus systematischer Umsetzung von Forschung und Entwicklung, durch Erfahrungen im Unternehmen, aus Informationen durch externe Quellen oder aus der Kombination mehrerer dieser Wege hervorgeht.
In der Untersuchung von L. Kahlau ging es vornehmlich um die Innovationstätigkeit des Gartenbaubetriebes, also um Innovationen, die innerhalb des Betriebes von dem Unternehmer/In selbst, auch zusammen mit seinen/Ihren Mitarbeitern/innen und z.T. in Kooperation mit externen Experten stattfinden. Dabei geht es nicht um Innovationen anderer Firmen, die z.B. durch neue Maschinen zugekaufte werden.
Alle interviewten Gartenbauunternehmer trafen die Aussage, dass sie in die meisten Arbeitsprozesse in ihrem Betrieb eingebunden sind und so einen guten Überblick über die Betriebsabläufe erhalten (entspricht Betriebsanalyse in Grafik). Dadurch und über den Austausch mit ihren Mitarbeitern sind sie in der Lage Probleme und Weiterentwicklungspotentiale selber zu identifizieren (entspricht Problemidentifikation in Grafik). Zu den identifizierten Problemen und Entwicklungspotentialen wird dann häufig externes Wissen hinzugezogen (Rücksprache mit externen Fachleuten in Grafik). Der Erwerb von Informationen und der Austausch mit externen Fachleuten aus der eigenen Branche oder über die Branche hinaus wird von den Interviewpartnern als ein wichtiger Erfolgsfaktor beschrieben. Dabei wird dem Austausch mit anderen Gartenbauunternehmern einen hohen Stellenwert beigemessen und kann zu jedem Zeitpunkt im Innovationsprozesses stattfinden.
Wenn ausreichend Informationen zusammengetragen sind, verfestigt sich die Idee und wird zu einem Vorhaben (Schritt 5 in Grafik), das dann einer Kosten- Risikoabwägung unterzogen wird (Kosten- und Risikoabwägung in Grafik).
Abbildung: Innovationsprozess im Zierpflanzenbaubetrieb als Ergebnis der Studie von Lukas Kahlau
Wird das Vorhaben als wirtschaftlich erfolgreich eingestuft geht es in die Umsetzung und erste Testungen des neuen Produktionsverfahren oder durch erste Angebote und Verkäufe eines Produkts (Entwicklung/Einführung in Grafik). Die Ergebnisse werden evaluiert und bei Bedarf wird die Innovation angepasst (Revision der Ergebnisse in Grafik). Hat sich der Test als vielversprechend erwiesen, wird die Innovation nachhaltig in den Betrieb integriert (Nachhaltige Implementierung im Unternehmen in Grafik).
Zu den identifizierten Problemen und Entwicklungspotentialen wird dann häufig externes Wissen hinzugezogen. (Rücksprache mit externen Fachleuten in Grafik) Der Erwerb von Informationen und der Austausch mit externen Fachleuten aus der eigenen Branche oder über die Branche hinaus wird von den Interviewpartnern als ein wichtiger Erfolgsfaktor beschrieben. Dabei wird dem Austausch mit anderen Gartenbauunternehmern einen hohen Stellenwert beigemessen und kann zu jedem Zeitpunkt im Innovationsprozesses stattfinden.
Darüber hinaus wird die die Einstellung des Unternehmers als wichtige Voraussetzung für eine Betriebsentwicklung gesehen. Dazu gehört Offenheit für neue Ideen und Entwicklungen, eine richtige Risikoeinschätzung und die Bereitschaft sich mit den eigenen Mitarbeitern aber auch mit externen Fachleuten kooperativ auszutauschen und externes Fachwissen auch als kostenpflichtige Dienstleistung in die Betriebsprozesse einfließen zu lassen.
Als ein weiterer wichtiger Faktor für die Innovationsfähigkeit des Betriebes wird eine angepasste Personalstrategie angegeben. Um sich auf die Entwicklung seines Unternehmens konzentrieren zu können braucht der Unternehmer den zeitlichen Freiraum. Das wird entweder durch die Strukturen des Familienbetriebs sichergestellt, in dem die Ehepartner, Eltern oder nahe Verwandte mitarbeiten und Verantwortung übernehmen und/oder durch vertrauenswürde Mitarbeiter mit dem notwendigen Fachwissen.
Als Wichtig wurde auch bewertet, dass sich der Unternehmer im Entwicklungsprozess auf die „Stärken des Betriebs“ konzentriert und prüft, wie diese kontinuierlich auszubauen sind. Dazu ist es notwendig, diese Stärken definieren zu können.
Als wichtiger Erfolgsfaktor für die Einführung einer Innovation wird der Austausch mit externen Fachleuten aus der eigenen Branche und über die Branche hinaus angegeben. Dabei wird betont, wie hilfreich die räumliche Nähe zu anderen ähnlich strukturierten Gartenbauunternehmen ist. Der Niederrhein mit einer hohen Dichte an Gartenbauunternehmen bietet dafür eine einzigartige Voraussetzung. Die Betriebe liegen teils fußläufig beieinander und die Unternehmen mit ihren Familien sind über die dörflichen Strukturen eng miteinander verbunden. So wird es einfach, über das kollegiale Miteinander Freundschaften aufzubauen und Interessensgemeinschaften z.B. in Form von Unternehmerkreisen zu bilden.
Aufgrund der vielen Gartenbaubetriebe, haben sich Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette am Niederrhein angesiedelt. Alle Unternehmen und Institutionen einer Branche in räumlicher Nähe bilden ein sogenanntes Cluster im Agrobusiness, in dem viel Wissen vorhanden ist, das durch Austausch und Kommunikation den Unternehmen zugutekommt.
Eine größer angelegte niederländische Studie bestätigt die Aussage, dass die Innovationsfähigkeit von Unternehmen im Gartenbau durch die Lage in einem Cluster gefördert wird. Der Anteil innovativer Unternehmen in einem Cluster war höher als in Unternehmen außerhalb solcher Clusterstrukturen.
Förderung des Austausches und der Wissenstransfers bedeutet daher Förderung der Innovationskraft im Gartenbausektor. Das gilt in Clusterstrukturen aber auch darüber hinaus. Strukturen sind kontinuierlich im Umbruch und in der Weiterentwicklung. Während der Corona-Pandemie haben die digitalen Medien gezeigt, dass Austausch und Wissenstransfer auch über räumliche Distanzen immer einfacher wird. Kann es sein, dass es dadurch einfacher wird, solche Cluster-Effekte auch für weiter entfernt liegende Unternehmen nutzbar zu machen oder dass Cluster-Effekte weniger bedeutend für die Betriebsentwicklung werden? Diese Frage wird sich nur im Laufe der zukünftigen Entwicklung beantwortet werden.
Lukas Kahlau(l.), Prof. Dr. Kathrin Weidner (m.), Dr. Anke Schirocki (r.), Foto: Agrobusiness Niederrhein e.V.